Eine Auszeit in Tirol

Ich habe es schon zu Beginn des Jahres gesagt: „dieses Jahr wird richtig was los sein“ (es war einfach nur so ein Gefühl). Und so kommt es auch tatsächlich, sowohl im familiären/privaten Bereich, als auch fotografisch hatte ich (bisher) irgendwie Recht. Viele neue Dinge liefen an, es gibt eine Menge Ideen und es kommt eins zum anderen. Das mag vielleicht sonst auch so sein, aber dieses Jahr merke ich es sehr viel stärker.

Doch was ist denn jetzt mit Tirol? Richtig, kurz gefasst bedeutet das: 13 Jungs, eine Woche, viel Wandern, noch mehr Lachen und ein paar Obstler dazu. So stellte ich mir das zumindest vor. Initiator Lothar (mittlerweile stolze 69 Jahre alt, top fit und seit über 10 Jahren ein guter Freund von uns) fährt schon fast sein ganzes Leben jährlich nach Tirol, immer mit einer bunt gewürfelten lustigen Truppe. 2015 sollte dann auch unser Jahr sein: zwei meiner Kumpels und ich waren nun mit dabei und bereit diese Woche zu genießen (dafür nahm ich mir auch gerne zwei Wochenenden fotofrei, in der Hochzeitssaison – ich bin so froh, dass das klappte!). Die Vorfreude auf die Reise war schon bei allen recht groß und Lothar freute es ganz besonders, alleine das ist es wert.

In aller Frühe startete der 750 km Konvoi dann am ersten Samstag im Juli. Unser Ziel: Gruben, Osttirol, Österreich. Das Wetter in Einbeck war rekordverdächtig heiß, es sollte einer der wärmsten Tage werden (und wir schön auf der Autobahn, juhu). Der Wetterbericht für die kommenden Tage in Tirol war aber nicht ganz so positiv, man war gespannt. Hauptsache wir haben da nicht nur Regen beim Wandern. Haben wir die richtigen Klamotten dabei? Wird es vielleicht doch zu anstrengend? Das überlegt man zu Anfang ja dann doch … aber eigentlich ist das eh alles egal, denn irgendwie geht es immer und von den Überlegungen wird man in der Gruppe ruck zuck abgelenkt, so soll es sein. Volle Kraft voraus, an der Grenze nach Österreich war das erste gemeinsame Essen geplant.

Die Fahrt verlief stellenweise recht schleppend, da wir doch den ein oder anderen Stau mitnahmen. Aber es kamen schließlich alle Autos beim ersten Etappenziel an. Gut gestärkt ging es dann nochmal kurvenreich weiter, nach einer weiteren Stunde kamen wir unserem zu Hause für die nächsten Tage dann auch schon nahe: der Stampferhof in Gruben (Osttirol). Ein echter Bauernhof mit Übernachtungsmöglichkeiten. Da Lothar hier sowie so quasi zur Familie gehört, war man direkt mittendrin und fühlte sich sehr willkommen. Die Stimmung war (während der gesamten Woche) echt gut, das hat man bei so vielen Leuten ja nun auch nicht immer, passte also.

Wer denkt, dass hier nur gefeiert wurde, der irrt gewaltig. Ich hatte von Wandern nicht wirklich einen Plan, aber gleich die erste Tour belehrte mich – „bleibt der Anstieg so steil“? Nun gut, diese Berge dort sind eben hoch und dazu muss man schon mal etwas mehr reintreten als hier in unserer Gegend. Die Sonne knallte ordentlich. Puh, die erste Hütte (Äußere Steiner Alm) war nach ca. 1,5 Stunden erreicht. Hier trinkt man „Schiwasser“ – keine Ahnung was der Name bedeutet, aber Wasser mit Holundergeschmack kommt ganz gut an nach so einem Marsch. Guter Dinge es geschafft zu haben, kam dann aber schon ein neuer Vorschlag der Jungs, die sich hier recht gut auskannten: auf zur Sudetendeutschen Hütte! „Das sind nur ein paar weitere hundert Höhenmeter, aber das ist toll da oben!“ Gut, es bildete sich eine Gruppe aus sieben Leuten, die es wagten. Der weitere Aufstieg ging eigentlich auch recht gut. Der Ausblick war schon auf dem Weg nach oben der Hammer, vorbei an eiskalten Bächen, einer Herde Kühen und einigen Bergziegen. Kurz vor der Alm dann tatsächlich ein riesiges Schneefeld – für mich einfach nur unglaublich. Wir tapsten also in kurzer Hose durch den Schnee bei mittlerweile 25 Grad oder so. Der Wind macht des weiter oben sehr erträglich. Dann waren wir da, jetzt erstmal ein Leberkäse! Bis jetzt war alles gut und vorhersehbar. Guter Dinge wollten wir weiter, denn den gleichen Weg wieder zurück zu gehen, ist ziemlich uncool. Also noch weiter rauf und dann einen ganz andern (im Nachhinein: so dermaßen langen) Weg nehmen. Jo, kein Problem, wir pausierten also bei 2.800m, machten Beweisfotos und ich telefonierte mal von dort mit meiner Mama, die gerade an der Ostsee verweilte – lustige Situation. Der Abstieg gestaltete sich auf den ersten Metern dann auch gleich sportlich, über Felsen, Geröll, wieder Schnee und Bäche hangelten wir uns. Die Wanderwege sind zwar immer mal wieder an Felsen markiert, aber diese Strecke zeigte uns auch irgendwann, dass hier ziemlich lange niemand mehr gegangen sein kann. Nun gut, noch war es ja hell, die Sonne knallte weiter. Die Wasserflaschen füllte man an Gebirgsbächen (ich werde das niemals vergessen) und man dachte eigentlich immer „so lange kann es ja nicht mehr dauern“. Weit gefehlt, nachdem wir auch einmal kurz vom Weg abkamen (dass man sich nun wirklich unter dem Stacheldraht lang rollen musste, kam uns ja eh komisch vor), dachte dann ein Herde Bullen, dass wir sie zur Alm bringen oder so ähnlich. Sie liefen jedenfalls auf unserem Weg zwei der Jungs hinterher, der Rest von uns lief hinter den Bullen – das ging gut, bis die Horde auf einmal stoppte. Ich gebe gerne zu, dass ich an den Tierchen nicht gerne direkt vorbeigegangen wäre. Dazu kam es aber auch nicht, denn wir nahmen gezwungenermaßen eine Querfeldein-Abkürzung und ließen die Bullen stehen. Somit waren wir wieder alle zusammen, aber auch deutlich kaputt mittlerweile. So ganz genau wusste niemand mehr wie lange es noch dauern würde die angepeilte Alm zu erreichen. Abgesehen davon war es jetzt auch schon 19 Uhr oder später. Die Hoffnung, dass die Alm noch geöffnet hatte schwindete immer mehr und es ging uns auch nur noch darum irgendwann mal wieder das Auto zu erreichen. Ich glaube es war gegen 20 Uhr, als wir schließlich an der Hütte (Innere Steiner Alm) ankamen und doch noch Essen und Trinken konnten. Das war mal so richtig Abenteuer – man nennt es wohl „Eingewöhnungsmarsch“, haha. Es folgte noch ein 45-Minuten-Abstieg, als es dann auch schon dunkel wurde. Puh, das ist also dieser lockere Tirol-Urlaub, den man uns versprach?! Danke, morgen dann gerne ein Bisschen weniger.

Ich werde hier nicht jeden Tag beschreiben, aber wir wanderten natürlich noch Einiges. Leider versagte mein rechtes Knie dann bei der dritten Tour (zum Berger See), so dass ich zwar die super Aussicht genoss, aber nur mit diesen Wanderstöcken überhaupt noch runter vom Berg kam – das war weniger toll, schmerzhaft und sorgte dafür, dass ich zwei weitere Touren nicht mehr gehen konnte. Schade, aber nicht zu ändern. Etwas Rahmenprogramm gab es schließlich auch noch (Lothar kennt auch in Matrei das halbe Dorf, ist klar) und es wurde nicht langweilig. Außerdem düsten wir zu zweit noch fix nach Südtirol, genauer Bozen, um auch mal in Italien gewesen zu sein 😉

Ich habe mir diese Woche sehr gut vorgestellt und so war es am Ende (trotzt der Verletzung) auch. Die Ausblicke waren genial, die Truppe war klasse und es hat uns an Nichts gefehlt (nicht mal an W-LAN). Wer gerne Wandern möchte und nicht zig Touris treffen will, der kann im Juli sicher Spaß in Osttirol haben.

Die Fotografie stand auf dieser Tour, wie man sich vorstellen kann, nicht im Mittelpunkt. Dennoch hatte ich natürlich etwas eingepackt. Die kleine Fuji X-E2 war meine erste Wahl, weil sie handlich, recht weitwinklig und lichtstark ist. Da ich aber in den Bergen doch nicht auf richtig gute Bildqualität verzichten wollte und das Sigma 20 mm 1.4 bei unserem Berlin/Dresden Ausflug im Nachhinein ziemlich cool fand, kam die Canon EOS 5D II mit ins Gepäck. Fazit: 99% aller Fotos sind mit der kleinen Fuji entstanden! Die große Kamera hätte mich am Berg durch das Gewicht nur gestört und hätte ggf. noch Schaden davongetragen. Weniger war hier eindeutig mehr.

Ein Querschnitt der Tour findet ihr nun hier …

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